Als Horst Seehofer aus seinem Dienstwagen steigt, erhält er erst einmal eine Jacke von seinem Chauffeur. Denn die erste Station des bayerischen Ministerpräsidenten bei seinem Besuch im Unterallgäu ist die Ottobeurer Basilika. Und in dem Gotteshaus ist es an diesem Märzmorgen recht kalt. Gemeinsam mit Vertretern aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik erhält Seehofer von Abt Paulus Weigele im Schnelldurchlauf eine Einführung in die Geschichte der Benediktiner und die Klosteranlage. Der Ministerpräsident ist beeindruckt. „Hier muss ich irgendwann später noch mal herkommen, um mir das alles in Ruhe anzuschauen.“
Beeindruckt ist er auch von den Zahlen, die ihm Landrat Hans-Joachim Weirather wenig später über das Unterallgäu vorträgt. Angefangen von der niedrigen Arbeitslosenquote über die große Zahl an mittel- ständischen Unternehmen bis hin zu den „blendenden Beschäftigungsmöglichkeiten“ für Facharbeiter. Angesichts dieser Ausführungen erklärt Seehofer das Unterallgäu prompt zur „problemfreien Zone“ und ergänzt schmunzelnd: „Ich glaube, man kann sagen, Deutschland geht es gut, Bayern geht es besser und am besten geht es wohl dem Unterallgäu.“ Dennoch gibt es ein paar Wünsche, die Weirather dem Minister-präsidenten mit auf den Weg gibt. So seien die Personalkosten in Ottobeuren in Höhe von 3,6 Millionen Euro, die der Landkreis heuer zu stemmen habe, sehr hoch. Eine „Interimslösung“ habe man am örtlichen Schulzentrum gefunden. Um den personellen Aufwand „etwas abzufedern“, habe der Freistaat fünf Gymnasiallehrer dorthin abgeordnet, die auch von ihm bezahlt werden – eine Lösung, die sich Weirather auch auf Dauer vorstellen kann. Seehofer hält dies ebenfalls für eine „gute Sache“ und stellt dem Landrat eine Unterstützung über das Schuljahr 2014/2015 hinaus in Aussicht. Auf Weirathers nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag, die kommunale Schule einfach zu verstaatlichen, lässt sich der Ministerpräsident dagegen nicht ein. „Die ist schon gut bei Ihnen aufgehoben“, lacht Seehofer.
Umbau der Notaufnahme
Ein weiteres Anliegen des Landrats ist der Umbau der Notaufnahme an der Mindelheimer Kreisklinik. Bis- her seien die Anträge für eine Förderung der rund 2,5 Millionen Euro teuren Baumaßnahme aber nicht be- fürwortet worden. „Wäre schön, wenn da was ginge“, so Weirather. Finanzstaatssekretär Franz Pschierer nimmt den Ball auf und stellt einen vorzeitigen Baubeginn spätestens für 2014 in Aussicht. „Das ist das Mindeste, vielleicht ja auch schon in diesem Jahr“, so Pschierer, worauf auch Seehofer seinen Segen dazu gibt. „Wir werden das im Landeshaushalt für 2014 einstellen“, verspricht der Ministerpräsident.
Auch Ottobeurens Bürgermeister Bernd Schäfer bekommt einen Wunsch erfüllt. Aufgrund der hohen Schülerzahl und der daraus resultierenden Platznot musste Mitte der 1990er Jahre am örtlichen Schulzentrum ein Holzbau errichtet werden, der drei Klassenzimmer beinhaltete. Diese Baumaßnahme sei staatlich gefördert worden. „Zweckgebunden über 25 Jahre“, so Schäfer. Mit der Umwandlung des Pro- gymnasiums in ein Vollgymnasium sei aber ein Erweiterungsbau notwendig gewesen, worauf der Holzbau abgerissen werden musste. Da das Bauwerk nun nicht 25 Jahre genutzt worden sei, habe der Freistaat eine Rückzahlung in Höhe von 75 000 Euro plus 15 000 Euro an Zinsen gefordert. „Aber wir haben den Holzbau ja nicht aus Jux und Dollerei abreißen lassen“, betont Schäfer. Das sieht auch Seehofer so und sagt Schäfer seine Unterstützung zu. Ein Wiedersehen mit Seehofer wird es auch aller Voraussicht nach im kommenden Jahr geben, wenn die Benediktinerabtei ihr 1250-jähriges Bestehen feiert. Die Einladung von Schäfer und Abt Paulus Weigele zu einem Konzert nimmt Seehofer dankend an. „Ich hab’ ja gehört, dass ich meine Frau dann auch mitnehmen darf“, so der Ministerpräsident.