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10.06.2024, 14:38 Uhr
„Das Denkmal nachhaltig zu nutzen, ist der beste Denkmalschutz“
Spatenstich: Josef Miller äußert sich zu der Sanierung des Hohen Schlosses in Bad Grönenbach – „Schloss ist Identität und Heimat“
Bad Grönenbach. Ein symbolischer Spatenstich markierte den Beginn der Sanierung des Hohen Schlosses in Bad Grönenbach. Geplant ist unter anderem der Ausbau des Schlosses zu einem 4-Sterne-Hotel. Zahlreiche Gäste waren mit dabei und äußerten sich positiv über das anstehende Projekt. Dazu zählte auch der Memminger Staatsminister a.D., Josef Miller: „Das Schloss prägt die Landschaft und symbolisiert die Lebensgeschichte von sehr vielen Generationen durch ihre immer wieder veränderte Nutzung. Das Schloss bedeutet für die Bad Grönenbacher, die Menschen in der Umgebung und das gesamte Allgäu Identität und ein Stück Heimat. Die Investition trägt dazu bei, das Hotelangebot im Allgäu zu erweitern, indem es zu Ausflügen von Füssen bis zum Bodensee innerhalb einer kurzen Fahrzeit einlädt“, sagte Miller und ergänzte: „Der beste Denkmalschutz besteht darin, das Denkmal nachhaltig zu nutzen und diese Aussicht ist mit einem Hotel in hohem Maße gegeben.“ Besonders ausgezeichnet finde er es, dass das Schloss weiterhin in vielerlei Hinsicht den Bad Grönenbachern zur Nutzung offenstehe, so Miller.
Josef Millers Rede
Über das Hohe Schloss in Bad Grönenbach (von Josef Miller):
„Wer Bad Grönenbach kennt, dem ist das Hohe Schloss nicht verborgen geblieben. Es ist ein ortsbildprägendes Wahrzeichen und blickt auf eine abwechslungsreiche und bedeutsame Geschichte zurück. Im südlichen Landkreis Unterallgäu ist es ein herausragendes Baudenkmal.
Die Geschichte des Hohen Schlosses
Das Hohe Schloss wurde im 12. Jahrhundert durch Ritter Heinrich von Rothenstein anstelle einer vorgeschichtlichen Fliehburg errichtet. Es bildet durch seine Gründer und weiteren Besitzer die Geschichte des heutigen Regierungsbezirkes Schwaben und des Allgäus ab. Es sind dies die Grafen von Pappenheim, vor allem die Fugger und die Fürstbischöfe aus Kempten. Am Ende war es der große Fürsprecher der Behinderten, Dominikus Ringeisen aus Ursberg, der in dem Schloss eine Außenstelle errichtete.
Ab 1482 besaßen die Grafen von Pappenheim die Schlossburg. Im Jahre 1613 erwarben die Fugger das Gebäude und bauten es ab 1628 aus. 1695 erwarb der Fürstabt von Bothmann aus Kempten das Schloss als Sommersitz der Fürstbischöfe. Bei der Säkularisation 1803 fiel das Schloss an den Bayerischen Staat und beherbergte fortan das Landgericht und die Gendarmerie. Nach drei Jahren Leerstand von 1873 bis 1881 wurde das Gebäude an den hessischen Hoffotografen Wilhelm Kronenberg verkauft. Im Jahre 1901 kaufte Superior Dominikus Ringeisen aus Ursberg das Schloss und baute es anschließend für seine Zwecke als Kleinkinderschule, Arbeitsschule, Krankenstation und Heim für geistig und körperlich beeinträchtigte Patienten um.
1996 gab das Ringeisenwerk diese Nutzung auf und veräußerte das gesamte Ensemble an den Markt Bad Grönenbach. Dann stand es über ein Vierteljahrhundert leer. Trotz intensiver Bemühungen, insbesondere von Bürgermeister Bernhard Kerler, kam es zu keiner sinnvollen Verwendung. Es fand sich auch kein Investor, der bereit war, das Schloss zu kaufen. Auch ich wurde gebeten nach einem Nutzer Ausschau zu halten, war aber ebenfalls nicht erfolgreich. Das leerstehende Schloss wurde von der Bevölkerung als ein ungelöstes Problem empfunden und immer mehr als eine sichtbare Belastung gesehen. Sie wünschten sich eine passende Verwendung für das Schloss.
Künftige Nutzung
Nach 25 Jahren konnte Bürgermeister Bernhard Kerler endlich vermelden, dass er einen Käufer für das Schloss mit einer sinnvollen Nutzung gefunden hat. Es handelt sich um die Schloss-Bad-Grönenbach GmbH, hinter der jeweils zur Hälfte Wolfgang Scheidtweiler aus Pforzheim und die Gebrüder Bernd Jäger, Martin Jäger und Karlheinz Jäger aus Rot an der Rot stehen. Herr Scheidtweiler hat eine Reihe von historischen Baudenkmälern restauriert und einer neuen Bestimmung zugeführt, meist im Hotelbereich. Er genießt einem hervorragenden Ruf, ist ein gefragter, renommierter und kompetenter Investor für derartige Projekte. Das gleiche gilt auch für die JAKO-Baudenkmalpflege GmbH, die den drei Jäger-Brüdern gehört und die gemeinsam mit Herrn Scheidtweiler den Ausbau des Schlosses zu einem 4-Sterne-Hotel vornehmen wollen. Davon profitiert die Marktgemeinde Bad Grönenbach. Im gesamten südwestlichen Bereich des Landkreises Unterallgäu gibt es außer in Ottobeuren kein Hotel in dieser Qualitätsstufe. Das dortige Parkhotel Maximilian ist gut ausgelastet und hat den Fremdenverkehr erheblich bereichert.
Der günstige Standort Bad Grönenbach am „Tor zum Allgäu“ an der A7, nicht weit von der A96 und nicht weit vom Allgäu-Airport ist ein idealer Ausgangspunkt für Ziele am Bodensee und bis Neuschwanstein bei Füssen. Die in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Erholungswälder laden zum Gesundheitswandern ein. Der Kurbad-Standort Grönenbach ergänzt und erweitert mit diesem Hotelangebot die Rehakliniken in idealer Weise.
Es entstehen neue Arbeitsplätze für die ortsansässige Bevölkerung mit kurzen Wegen zur Arbeitsstelle. Die Gemeinde kann Räume und Infrastruktur des Hotels für gemeindeeigene Veranstaltungen in Anspruch nehmen und gewährleistet damit auch eine öffentliche Nutzung. Das ist etwas ganz Besonderes. So können in dem wunderbaren Stucksaal Trauungen erfolgen sowie Empfänge der Marktgemeinde oder Vereine stattfinden.
Das Besondere an diesem Schloss ist auch die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft, von früherer Nutzung mit heutigem modernem Komfort. Dies kommt durch den Erhalt von alten Einrichtungen und der Ausstellung entsprechender Exponate im Hotel zur Geltung. Damit werden Bezüge von früher zu heute in einen Zusammenhang gestellt, was zu einem besonderen Wohn- und Aufenthaltsgefühl führt.
Der beste Denkmalschutz ist eine nachhaltige Nutzung des Gebäudes. Die Umgestaltung verursacht Baukosten, die im Wettbewerb der Hotels nicht erwirtschaftet werden können. Deshalb sind staatliche Zuschüsse erforderlich. Die neuen Besitzer waren die einzigen, die nach mehr als 25 Jahren Leerstand ein Angebot unterbreiteten und das Hohe Schloss erworben haben. Dies war für mich der Grund, weshalb ich dem Wunsch der beiden Unternehmen entsprochen habe, sie besonders in Förderfragen unentgeltlich zu unterstützen.“
Bildunterschrift:
Ein symbolischer Spatenstich markierte den Beginn der Sanierung des Hohen Schlosses in Bad Grönenbach. Unser Bild zeigt (von links): Wolfgang Oligmüller (Volksbank Allgäu-Oberschwaben), den Kreisverbandsvorsitzenden für den Kreislehrgarten, Alwin Lichtensteiger, den Unterallgäuer Landrat Alex Eder, Bernd Jäger von dem Unternehmen JAKO-Baudenkmalpflege GmbH, Bernhard Pohl (Landtagsabgeordneter im Bayerischen Landtag), Josef Miller (Staatsminister a.D.), Manfred Seifert (Geschäftsführer der Privaten Schloss-Hotel Collection), Andrea und Wolfgang Scheidtweiler sowie den Bürgermeister von Bad Grönenbach, Bernhard Kerler. Foto: privat
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